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04 März 2016 | La Revue POLYTECHNIQUE

Edito (1/2016)

Strukturwandel in der Oberflächentechnikbranche
Ein Jahr mit mehr Tiefen als Höhen liegt hinter uns. Nur von einer Wachstumsabkühlung zu sprechen, wie es das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco, in seiner Konjunkturprognose bezeichnet, trifft den Kern wohl nicht ganz. Einen Totalabsturz nach der Aufhebung des Mindestkurses hat es nicht gegeben. Zum Jahresende 2015 häuften sich dennoch Meldungen über Konkurse oder Betriebsschliessungen. Nicht wenige Unternehmen führten Kurzarbeit ein, um zunächst auf Stellenabbau zu verzichten. Die Auftragseingänge in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) sanken im dritten Quartal 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode erneut um 12,8 Prozent.
Gemäss Einschätzung des Verbandes Swissmem wird sich der industrielle Strukturwandel beschleunigen. Strukturwandel heisst in diesem Zusammenhang: Überprüfung, welche Tätigkeiten noch wirtschaftlich in der Schweiz ausgeführt werden können. Exportorientierte Unternehmen haben im vergangenen Jahr verstärkt ihre Beschaffung ins Ausland verlegt und damit den Werkplatz Schweiz verlassen. Viele Betriebe der Oberflächentechnikbranche sind Zulieferer und Technologiepartner für diese Unternehmen. Hier zeigt sich die enge Verknüpfung der Oberflächenbranche mit nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Kaum ein Wirtschaftsgut oder Produkt, so es denn der realen Wirtschaft entstammt, kommt ohne eine spezifische Oberflächenbehandlung aus. Daher trifft die aktuelle Wirtschaftssituation die Betriebe der Oberflächenveredelung auch in der gesamten Breite. Unabhängig davon, ob sie Zulieferer für die Maschinen- oder Uhrenindustrie oder Hersteller von Leiterplatten sind. Die Konsequenzen lassen sich zurzeit nur andeutungsweise erkennen.
Mit Sicherheit wird sich die Anzahl der Betriebe und Beschäftigten in unserer Branche weiter reduzieren. Gesamthaft wird sich auch hier ein Strukturwandel vollziehen. Ob sich verloren gegangene Beschichtungskapazitäten wieder zurückgewinnen lassen, ist ungewiss. Im internationalen Umfeld wird es nicht einfacher, die Vorteile «Made in Switzerland» klar herauszustellen und sich erfolgreich im harten Wettbewerb zu behaupten. Einmal mehr sind Ideenreichtum, Flexibilität und auch Durchhaltevermögen gefragt.
 
Manfred Beck
Geschäftsführer
ERNE surface AG