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05 Dezember 2013 | La Revue POLYTECHNIQUE

Edito (6/2013)

Zur neuen Berufsprüfung für Oberflächenbeschichter/innen
In der Schweizer Berufslandschaft nehmen sich die Galvaniker/innen und die Oberflächenbeschichter/innen wie Raritäten aus. Kaum einer von den Eintrittsanforderungen her ähnlich gelagerter Beruf hat jährlich so wenige Neueintritte, geschweige denn Abschlüsse, aufzuweisen. Für die Durchführung einer Berufsprüfung ist eine minimale Teilnehmerzahl eine Grundbedingung – nicht die einzige, wie wir sehen werden. Dafür können sicher diejenigen am wenigsten, die sich vor kurzem für diesen seltenen Beruf entschieden haben. Wer schon länger dabei ist, darf sich derweil, wenn nicht über die Anzahl Berufsleute, so doch immerhin über die Anforderungen an deren Kompetenzen Gedanken machen.
Nach der letzten Berufsprüfung im Jahr 2009, aus der sieben Galvaniker/innen mit eidg. Fachausweis hervorgingen, wurden – und werden – eben diese Anforderungen auch heftig diskutiert. Das damals zuständige Amt (BBT) war bei dieser Prüfung zugegen und verfasste einen durchaus wohlwollenden Bericht über deren Konzept und deren Durchführung. Dennoch war es der berechtigten Meinung, das Prüfungsreg­lement bedürfe einer Revision. Kurz darauf (2010) trat die neue Berufsbildungsverordnung für die EFZ-Ausbildung in Kraft, mit der Konsequenz, dass auch die entsprechende berufsspezifische Verordnung für die Berufsprüfung/Höhere Fachprüfung zu revidieren war beziehungsweise ist.
Mit der neuen Berufsbezeichnung Oberflächenbeschichter/in heisst das zwingend, dass nichts mehr sein wird, wie es war. Gefragt sind neue Konzepte, neue Formen und neue Inhalte. Prompt erteilte die SSO einen entsprechenden Auftrag an einen Ausschuss der Berufsprüfungskommission. Angesichts der erwähnten Diskussionen und der neuen amtlichen Forderungen war dieser aber recht ratlos. Nicht einmal die existenzielle Frage, ob weitere Berufsprüfungen überhaupt noch sinnvoll, wünschenswert, nötig sind, war eindeutig zu beantworten. (Selbst Rufe nach einem Studium vom Typ FH wurden laut.).
Also startete der Ausschuss eine Umfrage, wie man dies bei akuter Ratlosigkeit bisweilen zu tun pflegt. Der Fragebogen umfasste 31 Fragen zu Kompetenzen, die von einem Absolventen einer künftigen Berufsprüfung (der sich früher Meister nennen durfte) erwartet werden. Die aufgeführten Kompetenzen umfassten sowohl Aspekte rein fachlicher Natur als auch solche zum Management von Qualität und Umwelt bis hin zu Führungsqualitäten. Die Kompetenzen waren mit «sehr wichtig», «wichtig» und «nicht wichtig» einzustufen. Von 107 verschickten Fragebogen wurden 58 ausgefüllt – die Umfrage darf entsprechend als repräsentativ gelten. Die Resultate der Umfrage können bei der SSO-Geschäftsstelle per E-Mail (info@sso-fsts.ch) angefordert werden.
Grob zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich die an der Berufsprüfung 2009 geforderten Kompetenzen recht gut mit jenen der Umfrage decken – also doch mehr als ein EFZler, aber weniger als ein Ingenieur. Das heisst, dass es eine Neuauflage der Berufsprüfung geben wird. Nur leider müssen sich die Interessenten (die, wie wir wissen, in genügender Anzahl in den Startpflöcken stehen) noch etwas gedulden: die Verordnung «Berufsprüfung Oberflächenbeschichter/in» bedarf des Segens nicht nur der Verbände, sondern auch des zuständigen Amtes (jetzt Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, SFBI). Die Verordnung hat einen festgelegten Rahmen, vergleichbar mit einer Norm. Entsprechend ist der Segen mit Arbeit verknüpft, nicht nur ehrenamtlicher, sondern auch amtlicher, also bezahlter, will heissen: er kostet Geld.
Liebe Kandidaten für die nächste Berufsprüfung: der genannte Ausschuss setzt alles daran, dass eine nächste Berufsprüfung stattfindet. Wagen wir eine Prognose: 2017. Dies bedeutet: Beginn der Vorbereitungskurse 2015. Angesichts der vielen (darunter auch eidgenössischen) Fäden, die bis dahin zusammen laufen müssen, ist diese Prognose vorsichtig optimistisch.
 
Kurt Schindler
Präsident der Berufsprüfungskommission