05 Dezember 2017 |
Oberflächen POLYSURFACES 03/2017 |
Reinigung
Kombinierte Reinigung von Tiefziehteilen
Die zur Advaltech-Gruppe gehörige Styner+Bienz FormTech AG in Niederwangen bei Bern, einem Hersteller von komplexen Tiefzieh- und Umformteilen in höchsten Stückzahlen für die Automobilindustrie, beschäftigt rund 210 Mitarbeiter. Das Unternehmen betrieb über viele Jahre hinweg verschiedene atmosphärische Lösemittel-Reinigungsanlagen auf der Basis von Perchlorethylen, die fertigungsnah direkt in der Produktion neben den Pressen aufgestellt waren. Für die Reinigung von Bauteilen nach dem Gleitschleifen war zudem eine dezentrale wässrige Einkammeranlage in Betrieb.
Das neue Reinigungszentrum kann stündlich bis zu 3 t Material wässrig und mit Lösemittel reinigen. (Bilder: Höckh)
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Reinigung neu strukturiert
Im Jahre 2012 beschloss das Unternehmen, die Reinigung neu zu strukturieren. Einerseits kamen die vorhandenen Anlagen an die Kapazitätsgrenzen oder mussten aus Altersgründen ersetzt werden. Andererseits erkannte man aber auch, dass die Aufstellung in einer ölbelasteten Fertigungsumgebung kontraproduktiv zu den steigenden Qualitätsanforderungen ist. So entschied man sich, die Reinigung zu zentralisieren und eine Halle speziell dafür neu einzurichten. Zudem sollten moderne Reinigungsanlagen beschafft werden, die auch bei steigenden Anforderungen noch Potenzial bieten. Die Anforderungen an die Anlagenbauer waren hoch:
- Grobreinigung und Konservierung von öligen Stanzteilen
- Feinreinigung von öligen Stanzteilen mit hohen Restschmutzanforderungen (<200 µm, im Schüttgut)
- Feinreinigung von emulsionsnassen Bauteilen nach dem Gleitschleifen mit hohen Restschmutzanforderungen (<200 µm, im Schüttgut)
Darüber hinaus sollte das neue System unterbrechungsfrei und wartungsarm im 3-Schicht-Betrieb arbeiten und zudem redundant aufgebaut sein, so dass im Falle einer Wartung noch immer mit reduzierter Leistung weitergearbeitet werden kann.
Automatisches Be- und Entladen von Körben mit bis zu 150 kg Gewicht.
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Neues Reinigungszentrum
Nach einer ausführlichen Betrachtung von Varianten und Alternativen sowie Reinigungstests bei verschiedenen Anlagenbauern entschied man sich schliesslich für ein gemeinsam mit der Höckh Metall-Reinigungsanlagen GmbH erarbeitetes Konzept. Dieses wurde im Sommer 2014 in Betrieb genommen. Das System besteht aus drei individuell konfigurierten Standardanlagen, die untereinander mit einer gemeinsamen Automatisierung und einer übergeordneten Leitsteuerung verknüpft sind.
Am stärksten ausgelastet ist die Grobreinigungsanlage, eine Vollvakuum-Lösemittelanlage «Multiclean-2-5-FX» mit drei Tanks. Sie ist mit einem wiederverwendbaren Grobfilter/Spänefänger sowie mit Doppel-Umschaltfiltern für den unterbrechungsfreien 3-Schicht-Betrieb mit hohem Schmutzeintrag ausgestattet. Zudem verfügt sie über eine Bypass-Restdestille mit einer Aufbereitungsleistung von 50 l/h sowie eine Aktivkohleeinheit in Tandemausführung. Über diese Anlage laufen alle öligen Teile, gleich welchen Qualitätsanspruchs.
Parallel dazu gibt es eine zweite Aufgabestelle für emulsionsnasse Teile vom Gleitschleifen. Diese werden in einer wässrigen Einkammeranlage «Multiclean-2-4-WS» mit vier Tanks gereinigt, gespült und optional passiviert. Die Ultraschallreinigung kann durch paralleles Vakuumentgasen beschleunigt werden. Die Trocknung erfolgt je nach Teiletyp mit Vakuum oder in Kombination von Vakuum und Heissluft. Um den hohen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden, ist diese Anlage mit einem grossen Ölabscheider im Reinigungstank, mit Kerzenfiltern in den Spülkreisläufen sowie einer Kreislauf-Aufbereitungsanlage für VE-Wasser konfiguriert.
Als dritte Anlage umfasst das Reinigungszentrum nochmals eine Vollvakuum-Lösemittelanlage «Multiclean-2-5-FX» mit drei Tanks. Sie dient der Feinreinigung und Konservierung von Bauteilen mit sehr hohen Anforderungen. Daher verfügt sie durchgehend über Kerzenfilter, eine elektropolierte Arbeitskammer sowie weitere Features.
Der Anlagenaufbau ist übersichtlich gegliedert: Der Reinigungszugang zu den stehenden Tanks im wässrigen Modul ist komfortabel mit einem Aufstieg versehen.
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Gutmütiges Lösemittel
Die Wahl des Lösemittels fiel nach ausgiebigen Diskussionen und Tests wiederum auf Perchlorethylen. Entscheidend war neben der guten Erfahrung aus der Vergangenheit die Situation, dass bei extremem Umformen nach wie vor stark schwefel- und chlorhaltige Öle eingesetzt werden, die beim Destillieren in der Anlage zu Säurebildung führen können. Perchlorethylen als Lösemittel reagiert hier am gutmütigsten und lässt sich durch entsprechende Stabilisatoren stabil betreiben – auch über viele Jahre hinweg.
Im Unterschied zu den meisten bisherigen Anlagen arbeitet das neue System allerdings unter Vollvakuum, das neben günstigeren Betriebskosten auch eine erhöhte Sicherheit gegenüber Leckagen bietet. Alle drei Anlagen sind mit modernen, trockenverdichtenden Schraubenvakuumpumpen ausgerüstet, um Kosten und Stillstandszeiten für die Wartung von klassischen, ölgeschmierten Vakuumpumpen einzusparen.
Gute Betriebserfahrungen
Bei Styner+Bienz ist man rundum zufrieden mit dem neuen Reinigungszentrum. Dazu bemerkt Reto Maffioli, der zuständige Leiter Industrial Engineering: «Unser neues Reinigungszentrum arbeitet sehr zuverlässig. Die sehr hohen Reinheitsanforderungen unserer Kunden können wir nun zufrieden stellen. Im Vergleich zu unseren bisherigen Anlagen arbeitet das System äusserst wartungsarm, so dass sich verschiedene Mehrkosten in der Beschaffung für uns absolut gelohnt haben. Das neue Konzept hat eine grosse Akzeptanz gefunden, vom Bediener bis hin zur Geschäftsführung sowie bei unseren Kunden. Die gesamte Projektabwicklung mit dem Anlagenbauer Höckh verlief sehr kooperativ und in einer guten Atmosphäre. Mit dieser Wahl sind wir für die Herausforderungen der nächsten Jahre gut gerüstet.»
Höckh Metall-Reinigungsanlagen GmbH
D-75305 Neuenbürg
www.hoeckh.com
parts2clean, Stuttgart: Halle 5, Stand C29
DeburringEXPO, Karlsruhe: Halle 1, Stand 715
CH-Vertretung:
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