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29 April 2021 | Oberflächen POLYSURFACES 03/2020 | Industrielackieren

Neues Lackierverfahren für alle Industriebranchen

In nahezu jedem Industriebereich wachsen die Zahl und die Diversität der Werkstücke, die beschichtet werden. Um die vielfältigen Komponenten effizienter als bisher lackieren zu können, hat Dürr ein neues technisches Verfahren entwickelt, das Lacke grossflächig oder in einfachen Mustern mit randscharfen Farbkanten aufträgt – und zwar ganz ohne Overspray. Der innovative Applikator ist für die allgemeine Industrie in einem einfach zu integrierenden Set erhältlich.

Bei der Holzverarbeitung, im Schiffsbau, in der Elektronikfertigung und vielen weiteren Industriebereichen werden die Oberflächen von Produkten und Komponenten beschichtet, um sie zu schützen oder farblich zu gestalten. Bislang ist das mit viel Aufwand verbunden, wenn die Flächen randscharf beschichtet werden sollen. Denn diese müssen entweder manuell abgeklebt oder foliert werden. Zudem entsteht viel Abfall durch Klebeband, und es kommt zu Lackverlusten durch Overspray. Beides macht das neue «Overspray-free-application»-Set von Dürr überflüssig. Der neuartige Applikator «EcoPaintJet» ist bereits erfolgreich in der automobilen Serienfertigung im Einsatz. Hier ermöglicht diese Technik seit 2019 das Lackieren von farblich abgesetzten Autodächern, ganz ohne Abkleben.

 

Neues Lackierverfahren für Industriebranchen

Der Applikator «EcoPaintJet» steigert die Effizienz beim Lackieren und eröffnet den Betrieben mehr Möglichkeiten in der Produktgestaltung.

Mehr Möglichkeiten beim Lackieren

Der Applikator «EcoPaintJet» beschichtet trennscharf ohne Lacknebel. Dies steigert die Effizienz beim Lackieren und eröffnet den Betrieben mehr Möglichkeiten in der Produktgestaltung und beim Warentransport. Anstelle von aufgeklebter Folie können zum Beispiel Dekorflächen für den Transport durch den gezielten Auftrag von Folienlack geschützt werden. Dieser lässt sich anschliessend einfach wieder abziehen.

Auch für Funktion und Gestaltung von Produkten ergeben sich neue Optionen. So können etwa Fensterrahmen durch die trennscharfe Beschichtung aussen eine wetterbeständige Schicht und innen einen dekorativen oder einen andersfarbigen Auftrag erhalten. Bei Möbelfronten lassen sich auf einfache Weise dekorative Effekte realisieren. «Das Overspray-free-application-Set vereint randscharfe Applikation, ermöglicht schnelle Farbwechsel und eine individuelle Oberflächengestaltung», fasst Holger Beiersdorfer, Vice President Industrial Products bei Dürr, die Vorteile zusammen.

 

Ohne Zerstäuberluft entsteht kein Overspray

Der wichtigste Bestandteil des «Overspray-free-Application»-Sets ist die Lackzufuhr, verbunden mit dem Reinigungs- beziehungsweise Andrückprozess. Der Applikator «EcoPaintJet» steuert diesen über drei Ventile. Das Herzstück des Applikators selbst ist eine Düsenplatte, die je nach Ausführung mehrere Dutzend parallele Lackstrahlen erzeugt. Diese können zu einem beliebigen Zeitpunkt aktiviert oder deaktiviert werden, um den Beschichtungsvorgang zu beginnen beziehungsweise zu unterbrechen. Im Gegensatz zu Lackiervorgängen mit Lackierpistole oder Hochrotationszerstäubern wird bei diesem Prozess keine Zerstäuberluft benötigt. Somit entsteht auch kein Lacknebel, der wie bei herkömmlichen Verfahren aufwändig aus der Kabinenluft gefiltert werden muss.

Neues Lackierverfahren für Industriebranchen

Lackieren ohne Lacknebel: Der Applikator appliziert parallele Lackstrahlen mit einer Düsenplatte.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu klassischen Zerstäubern besteht darin, dass sich die Breite der Lackierbahn über den Auftragswinkel des Applikators einstellen lässt. So wird eine 30 bis 50 mm breite Lackierbahn erreicht. Durch Anpassung der Düsenplatte können auch schmälere Bahnbreiten erzeugt werden. Die Geschwindigkeit des Applikators und der Festkörperanteil des Lacks regeln die gewünschte Schichtdicke.

 

Alle Vorteile in einer Anwendung

Vor allem bei grossen Flächen sind lacksparende Applikationstechniken wichtig. Doch selbst bei Airless-Pistolen oder Hochrotationszerstäubern geht bis zu einem Viertel des eingesetzten Materials verloren. Die Rückgewinnung kostet Zeit und Energie und funktioniert nur bei bestimmten Lackarten. Das so genannte Giessen, bei dem der überschüssige Lack in Behältern aufgefangen wird, vermeidet Overspray, erlaubt aber keine schnellen Farbwechsel. Andere Techniken zur Oberflächengestaltung wie das Anbringen von Folien oder Zierleisten bedeuten oft einen hohen manuellen Aufwand.

Die neue Dürr-Technik eliminiert die Nachteile der einzelnen Verfahren allesamt und macht das Lackieren in allen Industriebereichen schneller, kosteneffizienter und umweltschonender. «Damit ist unsere Technik sogar dort interessant, wo bisher noch gar nicht an ein automatisiertes Lackierverfahren zu denken war», weist Holger Beiersdorfer auf weitere Anwendungsmöglichkeiten hin.

 

Neues Lackierverfahren für Industriebranchen

Exakte Lackierbahnen machen eine randscharfe Lackierung und die Beschichtung von Oberflächen möglich.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Der österreichische Lackhersteller Adler treibt die neue Applikationstechnik gemeinsam mit Dürr voran und realisiert farblose und pigmentierte Beschichtungslösungen, die über die üblichen Lackanforderungen hinaus genau auf die Besonderheiten dieser Technik abgestimmt sind. «Für diese visionäre Applikationstechnik wurden innovative und umweltfreundliche, wasserbasierte Produkte entwickelt, die nicht nur bei Plattenware für höchste Beständigkeit und zugleich optische Individualität sorgen», ist Dr. Albert Rössler, CTO bei Adler, von der neuen Lackiertechnik überzeugt.

Das Unternehmen in Kürze

Der Dürr-Konzern ist ein weltweit führender Maschinen- und Anlagenbauer mit ausgeprägter Kompetenz in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung/Industrie 4.0. Seine Produkte, Systeme und Services ermöglichen hocheffiziente Fertigungsprozesse in unterschiedlichen Industrien. Der Konzern beliefert Branchen wie die Automobilindustrie, den Maschinenbau sowie die Chemie-, Pharma- und holzbearbeitende Industrie. Im Jahre 2019 erzielte er einen Umsatz von 3,92 Mrd. Euro. Das Unternehmen beschäftigt rund 16‘300 Mitarbeiter und verfügt über 112 Standorte in 34 Ländern. Er agiert in den drei Marken Dürr, Schenck und Homag sowie fünf Divisionen am Markt:

• Paint and Final Assembly Systems: Lackierereien sowie Endmontage, Prüf- und Befülltechnik für die Automobilindustrie

• Application Technology: Robotertechniken für den automatischen Auftrag von Lack sowie Dicht- und Klebstoffen
• Clean Technology Systems: Abluftreinigungsanlagen, Schallschutzsysteme und Beschichtungsanlagen für Batterieelektroden
• Measuring and Process Systems: Auswuchtanlagen und Diagnosetechnik
• Woodworking Machinery and Systems: Maschinen und Anlagen für die holzbearbeitende Industrie.

Dürr Systems AG
Paint and Final Assembly Systems
Carl-Benz-Strasse 34
D-74321 Bietigheim-Bissingen
Tel. +49 7142 780
pfs@durr.com
www.durr.com

ADLER-Werk Lackfabrik Johann Berghofer GmbH & Co KG
Bergwerkstrasse 22
A-6130 Schwaz
Tel. +43 5242 69 22
info@adler-lacke.com
www.adler-lacke.com