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12 März 2019 | Oberflächen POLYSURFACES 04/2018 | Dosieranlagen

Pneumatische Rührwerksantriebe für Farben und Lacke

Heiko Wenke

«Ich weiss, eine Eier legende Wollmilchsau gibt es nicht, aber wir streben immer die wirtschaftlichste, langlebigste und sicherste Lösung für unsere Kunden an», sagt Sebastian Noll, Chemieingenieur der Füll Systembau GmbH in Idstein (www.fuell-dispensing.com). «Diesem Prinzip unterliegen alle Komponenten und schlüsselfertigen Anlagen, die das Unternehmen erstellt. Für alles, was flüssig ist und dosiert oder gemischt werden muss, entwickeln wir Lösungen aller Art. Sebastian Noll ist für den Vertrieb verantwortlich, sein Spezialgebiet ist die Dosier- und Mischtechnik. Das Spektrum des Unternehmens reicht von vergleichsweise einfachen Fass-, IBC- und Stativrührwerken über kundenspezifisch ausgelegte Dosieranlagen bis zum Bau hochkomplexer Tanklager in Übersee nach europäischen Sicherheitsstandards – nebst allen Projektierungs- und Engineering-Dienstleistungen.

 
Fasslager in einer Farbversorgungseinheit für einen metallverarbeitenden Betrieb: Die oben mittig auf den Gebindedeckeln montierten LZB-Druckluftmotoren rühren über eine Mischerwelle den Fassinhalt auf. Das kontinuierliche Rühren mit regelbaren Drehzahlen unterbindet jegliche Absetzprozesse im Mischgut und stellt eine gleichbleibend hohe Qualität der Beschichtung sicher. (Bilder: Atlas Copco Tools)
 
 

Mischanlagen mit integriertem Explosionsschutz
Anhand eines gravimetrischen Dosierzentrums, das später bei einem Kunden zum Lackieren grosser Metallteile eingesetzt werden soll, erläutert Sebastian Noll die Bedeutung eines exakten Mischvorgangs: Auf dem Weg vom Lager der Basislacke bis zum Applizieren auf das Blech werde durch dokumentiertes, Milligramm genaues Zugeben der Rezeptbestandteile ein auftragsfertiger Lack, der im Farbton exakt den Wünschen des Kunden entspreche. Dabei müsse die Qualität immer gleich hoch sein. Dies lasse sich unter anderem mithilfe pneumatischer Antriebe von Atlas Copco Tools sicherstellen. Füll favorisiert für das Aufmischen der Lacke in seinen Anlagen Druckluftantriebe der LZB-Baureihe. Diese sind, anders als konventionelle Elektromotoren, Atex-zertifiziert. «Rund 80% unserer Tanklager und Rührwerke kommen in explosionsgefährdeten Arbeitsumgebungen zum Einsatz. Dort können beispielsweise leicht entzündliche Lösemitteldämpfe austreten. Da gehen wir mit den Druckluftmotoren auf Nummer sicher», betont Sebastian Noll.
Auch die höheren Investitionskosten, die für Elektromotoren bei einem Einsatz im Ex-Bereich samt Elektroinstallation anfallen, sprechen für die Druckluftmotoren: Die kleinen LZB-Motoren werden durch die austretende Abluft praktisch von innen heraus gekühlt und benötigen daher auch keine klobige Kapselung. Die von Atlas Copco Tools gemäss der Explosionsschutzklasse II 2GDcIIC T6 T85°C gekennzeichneten Antriebe sind mit Planetengetrieben versehen und wurden für den Einsatz in Rühr- und Mischwerken mit einer verstärkten Wellenlagerung ausgestattet. Zudem sind sie mit Ölfrei-Lamellen bestückt, um den Betrieb mit ungeschmierter Druckluft zu ermöglichen.
 
Die kompakten, Atex-zertifizierten Druckluftmotoren der LZB33-Baureihe erzielen mit definierten Drehzahlen eine perfekte Konsistenz und wirken Entmischungsprozessen entgegen.
 
 

LABS-Freiheit als zusätzlicher Pluspunkt
«Der ölfreie Betrieb ist ein wichtiger Aspekt für uns, weil etwaige Schmiermittelpartikel in der Abluft die Qualität jeder Art von Mischgut mindern», erklärt Sebastian Noll. Vor allem in der Automobilindustrie und bei Industrielacken seien lackbenetzungsstörende Substanzen (LABS) zu vermeiden, da sie Fehlstellen in der Beschichtung oder Kraterbildung in den Oberflächen provozierten und die Haltbarkeit und Robustheit der Beschichtung verringerten.
Die LZB-Motoren passen nach Nolls Erfahrungen aufgrund ihrer hohen Durchzugskraft, dem vergleichsweise niedrigen Luftbedarf und der einfachen Regelbarkeit über den Volumenstrom und den Arbeitsdruck hervorragend zu den anwenderfreundlichen Anlagen von Füll. Deren Bedienpersonal könne schon nach kurzer Einarbeitungszeit durch die solide und gut verständliche Technik vom vollen Leistungsumfang profitieren. Und weil ein Motor mit niedriger Nenndrehzahl und höherem Drehmoment beim gleichmässig langsamen Rühren weit weniger Kraft aufbringen muss und dennoch hervorragende Mischergebnisse liefert, komme Füll häufig mit den – im Gegensatz zu den bisher eingesetzten grösseren Antrieben – viel kompakteren und energiesparenden 380-Watt-Druckluftmotoren der LZB33-Baureihe aus.
 
«Säuren, Laugen und explosionsgefährliche Flüssigkeiten rühren wir sicher und zuverlässig mit den LZB-Motoren auf und halten die Ausgangsstoffe bis zum Dosieren homogen gemischt», sagt Sebastian Noll, Chemieingenieur bei der Füll Systembau GmbH.
 
 

Einfaches Handling und minimierter Energiebedarf
«Durch die Verwendung dieser Antriebe sowie die kundenspezifische Auslegung unserer Rührwerke reduzieren wir deren Energiebedarf um bis zu 60%», freut sich Sebastian Noll. Im Klartext liege der maximale Verbrauch bei nur noch 8,1 l Druckluft je Sekunde im wieder entspannten Zustand – gegenüber circa 25 l/s bei einem sonst üblicherweise verwendeten 1000-W-Triebwerk. Bei einer Farbdosieranlage mit teilweise 24 oder mehr Agitatoren sänken die Betriebskosten dadurch nennenswert.
Trotz der aussergewöhnlich geringen Abmessungen gibt Atlas Copco Tools für die LZB33-Modelle, die es standardmässig in vier Getriebeausführungen gibt, Drehmomente von 6 bis 20,9 Nm und Nenndrehzahlen von 611 bis 171 U/min an. Zunächst sei man skeptisch gewesen, gibt Sebastian Noll rückblickend zu, denn die Motoren wirkten viel filigraner als ihre Vorgängermodelle: «Aber diese Bedenken waren unbegründet. In Sachen Haltbarkeit sind die neuen LZB33-Modelle genauso standfest. Wir haben inzwischen mehrere Dutzend verbaut und erfolgreich in den Misch- und Rühreinsatz gebracht. Das geringere Gewicht bietet zusätzliches Potenzial für neue Anwendungen und Einsparungen.»
 
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