Von der Stabilität zur Nachhaltigkeit: Ist das Risiko die Mühe wert ?
Par Noémie Ott chercheuse / cheffe de projet à la Haute école spécialisée de Suisse orientale (OST). Responsable du groupe de travail SGO-SST « Traitements de surfaces électrochimiques durables »
Von Noémie Ott, Projektleiterin an der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Leiterin der Fachgruppe «Nachhaltigere elektrochemische Verfahren für Oberflächentechnik»
Elektrochemische Prozesse zur Oberflächenbehandlung sind nach wie vor das Herzstück der modernen Fertigung, von medizinischen Präzisionsgeräten bis hin zu Hochleistungsbauteilen für Uhren. Und doch haben sich die in vielen Unternehmen verwendeten Verfahren seit Jahrzehnten nicht grundlegend verändert. Warum sollte man das Risiko eingehen, etwas zu ändern, was funktioniert?
Weil es die Resilienz und die langfristige Relevanz erfordern.
In der Oberflächenbehandlung tätige Schweizer Firmen sind heute mit einem besonders angespannten Umfeld konfrontiert: höhere Zölle auf kritische Metalle wie Nickel oder Kobalt, Verzögerungen bei der Lieferung von Chemikalien, höhere Anforderungen der nationalen oder internationalen Kunden an die Umwelttransparenz. Diese aktuellen Herausforderungen erfordern mehr als nur eine Anpassung: Sie erfordern einen neuen Ansatz für das Geschäft.
Die vorliegende Ausgabe von Oberflächen Polysurfaces zeigt, dass eine durchdachte Modernisierung nicht nur möglich, sondern sogar wünschenswert ist, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Es geht dabei nicht darum, alles umzustossen, sondern darum, Verfahren zu implementieren, die sowohl ökologisch tragfähig als auch wirtschaftlich robust sind. Nachhaltige elektrochemische Lösungen - seien es auf Chrom (III) basierende Systeme, Elektrolyte, die in geschlossenen Kreisläufen verwendet werden, oder umweltverträgliche Bäder - sind nicht nur sauberer, sondern verringern auch die Risikoexposition, erleichtern Genehmigungen und können sogar die Gesamtbetriebskosten senken.
Ich bin davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit heutzutage keine Last mehr ist, sondern ein strategischer Vorteil. Die Einführung nachhaltigerer Prozesse verringert Risiken, nimmt zukünftige Standards für potenziell riskante Produkte und den Energieverbrauch vorweg und trägt dazu bei, langfristig Glaubwürdigkeit aufzubauen und einen strategischen Vorsprung auch vor internationalen Konkurrenten zu erlangen.
Ja, dieser Wandel erfordert Investitionen. Ja, er erfordert das Überdenken eingefahrener Gewohnheiten. Aber die Kosten des Stillstands sind höher: Es drohen der Verlust des Zugangs zu bestimmten Märkten, komplexere Vorschriften und ein festgefahrenes Image.
Die SGO-SST-Arbeitsgruppe für „Nachhaltigere elektrochemische Verfahren für Oberflächentechnik“ wurde gegründet, um diesen Wandel zu unterstützen und zu fördern. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Die in dieser Ausgabe vorgestellten Technologien beweisen es: Leistung und Nachhaltigkeit sind keine Gegensätze mehr. Sie sind zwei Seiten einer Medaille, die nicht nur die Anforderungen von heute erfüllen, sondern auch die von morgen vorwegnehmen soll.