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07 September 2020 | Oberflächen POLYSURFACES | Éditorial

Die neue Normalität – Unsere Welt mit Covid-19 (Edito 3/2020)

Manfred Beck CTO/Directeur technique riag Oberflächentechnik AG, Wängi

Wer hätte das Anfang März 2020 gedacht? Mit einiger Verblüffung und Bestürzung konnte beobachtet werden, wie sich das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 zunächst in Italien und in sehr kurzer Zeit auch in den angrenzenden Regionen verbreitete. In der Schweiz war hier vor allem das Tessin durch seine Grenznähe zu einer der am stärksten betroffenen Gegenden Italiens in Mitleidenschaft gezogen. Bereits am 11. März 2020 erklärte die WHO den Ausbruch auch offiziell zu einer Pandemie. Am 16. März erklärte der Bundesrat die «ausserordentliche Lage», die als höchste Gefahrenstufe gilt. Massive Einschränkungen im öffentlichen Leben waren die Folge. Bis zum 11. Mai 2020 konnte ein Grossteil der getroffenen Massnahmen glücklicherweise wieder aufgehoben werden. Dennoch waren die Auswirkungen auf das wirtschaftliche und private Leben in dieser Zeit erheblich.

Wo immer möglich, wurde das Konzept der Arbeit im Homeoffice umgesetzt. In einigen Unternehmen hat sich dies mittlerweile viel stärker durchgesetzt, als man es sich vor Corona hätte vorstellen können. Das Kriseninstrument der Kurzarbeit hat sich überaus bewährt und rettete tausenden Arbeitnehmern den Arbeitsplatz. Arbeitslosenzahlen im zweistelligen Prozentbereich, vergleichbar jenen in den USA, blieben in der Schweiz bisher aus. Die wirtschaftliche Entwicklung nahm im Monat Juli wieder etwas an Fahrt auf und lässt auf eine langsame aber stetige Verbesserung der Situation hoffen. Bisher waren glücklicherweise keine durch das Coronavirus bedingten Betriebsschliessungen im Bereich der Oberflächenbeschichtung zu verzeichnen. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Durch die Pandemie sind andere, durchaus wichtige Themen vorläufig in den Hintergrund gerückt. So wird die Diskussion zur Klimaproblematik spätestens im Herbst dieses Jahres wieder aufgenommen.

Pünktlich zur Sommerzeit hat sich auch die europäische Chemikalienpolitik wieder zurück gemeldet. Erneut sind Fluorverbindungen in den Fokus geraten. Diesmal nicht in der Anwendungsform von perfluorierten Tensiden (PFOS), vielmehr geht es um den gesamten Bereich der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Diese Substanzklasse umfasst einen grossen Bereich von sehr bekannten Kunststoffen, die durch ihre hervorragenden Eigenschaften auch in der Oberflächentechnik weite Verbreitung gefunden haben. Fünf europäische Länder haben hier einen «Call for evidence » gestartet, indem die betroffenen Anwender aufgefordert werden, Gründe gegen ein generelles Verbot und den relevanten Verwendungszweck anzugeben. Welchen Beitrag können wir als Endverbraucher leisten, um ein solches generelles Verbot zu verhindern?