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11 septembre 2015 | Oberflächen POLYSURFACES 04/2015 | Éditorial

Edito (4/2015)

Die Oberflächentechnik in einem Globalisierungskontext

Die Produkte und Dienstleistungen aus der Schweiz sind teuer und oft für ausländische Unternehmen unbezahlbar. Die jüngsten Ereignisse im Finanzbereich (vor allem die Aufgabe des Währungsausgleichs mit dem Euro) verstärken leider diese Tatsache, und unsere Behörden haben bei dieser Gelegenheit vielleicht eine Opportunität verpasst, um unsere Wettbewerbsfähigkeit durch flankierende Massnahmen zu stärken.
Aber die Schweiz wird auch häufig als weltweit führend in der wissenschaftlichen Forschung und der technologischen Innovation erwähnt. Sollten Exzellenz und Qualität den Preis unserer Produkte kompensieren? Auf der anderen Seite werden aber geringe Auswirkungen dieser Innnovationen auf unsere industrielle Tätigkeit oft hervorgehoben. Öffentliche Mittel zur Unterstützung der Forschung (SNF) und der technologischen Entwicklung (KTI) sind vorhanden und scheinen im Vergleich zu unseren Nachbarländern zu genügen! Die Frage, die sich stellt, ist folgende: Welche Innovationen sind zu finanzieren? Sollen wir wirklich Bereiche unterstützen, die zwangsläufig aus Gründen des begrenzten Markts die Schweiz in Zukunft verlassen werden, oder Aktivitäten, die von unseren Schweizer Start-up-Unternehmungen nicht implementiert werden können?
Und wie positioniert sich unser Bereich der Oberflächentechnik, der sein Aktivitäten in diesem unsicheren Umfeld zu festigen versucht? Derzeit importieren unsere Unternehmen oft ihr Know-how von ausländischen Firmen (Deutschland, Frankreich). Dies scheint ein wenig widersprüchlich, wenn man nicht gezwungen sein will, unsere Produkte mit einem Verlust an ausländischen Märkten wieder zu verkaufen!
Unsere Überlebenschance liegt mehr in Nischenmärkten, wo Kompetenzen und Ansprechverhalten kleinen Unternehmen Wunder tun können. Dafür ist es wichtig, seine eigenen innovativen Produkte und Verfahren zu besitzen und dass, entgegen der landläufigen Meinung, selbst ein Unternehmen mit 5 bis 10 Mitarbeitern von der Unterstützung des Bundes für seine Entwicklungen profitieren kann. Aber wie kann die Oberflächentechnik ihre Bedürfnisse und Interessen formulieren? Einige Werkzeuge wurden von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) seit 2013 zu Verfügung gestellt, zum Beispiel in der Form von nationalen thematischen Netzwerken (NTN), die sich exakt auf die Identifizierung der Industriebedürfnisse konzentrieren. Vor allem das NTN-Netzwerk «Innovative Oberflächen», das mit dem SGO-SST zusammenarbeitet, bringt betroffene Industriegruppen mit akademischen Partnern (Fachhochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen) in Kontakt, um im Rahmen von Innovationskreisen die Entwicklung neuer Oberflächen-Behandlungsverfahren zu fördern. Eine Reihe industrieller Projekte über funktionelle oder antibakterielle Oberflächen wurde bereits von diesen Arbeitsgruppen eingeleitet.
Ich bin überzeugt, dass auch im Bereich der galvanischen Abscheidungen und Anodisieren ein Entwicklungspotenzial vorhanden ist, wie auch Innovationen Eigentum von Schweizer Unternehmen bleiben können!
 
Dr. Patrik Schmutz
Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Oberflächentechnik (SGO)