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04 décembre 2015 | Oberflächen POLYSURFACES 06/2015 | Éditorial

Edito (6/2015)

Schrumpft die Schweizer Industrie?

Die KMU in der Maschinen-, Elektro- und Metall-(MEM-)Branche kämpfen um Aufträge und den Erhalt von Arbeitsplätzen. Wie die aktuelle Umfrage des Arbeitgeberverbandes «Swissmechanic» zum dritten Quartal 2015 zeigt, mussten bisher rund 3000 Stellen abgebaut werden. Zudem sind die seit Jahren sinkenden Margen im Vergleich zum Vorquartal nochmals unter Druck geraten. So wird denn auch die Ertragslage von 62 Prozent der befragten Unternehmen und der Umsatz von 48 Prozent als unbefriedigend beurteilt.
Nach der Aufhebung der Euro-Untergrenze im Januar wurden kurzfristige Massnahmen eingeleitet, um die teils massiven Preiserhöhungen abzufedern: Neue Märkte wurden erschlossen, Geschäftsfelder aufgegeben, Produktion sowie Einkauf optimiert und Arbeitszeiten angepasst. Sie verlieren nun ihre Wirkung. So haben im dritten Quartal 13 Prozent der Unternehmen in stark betroffenen Abteilungen Kurzarbeit eingeführt.
Wie die Umfrage zeigt, sind es drei Hauptfelder, die für die aktuellen Entwicklungen verantwortlich sind: der starke Franken beziehungsweise der schwache Euro, die enttäuschende EU-Konjunktur der vergangenen Monate sowie das Hochlohnland Schweiz. Letzteres verhindert, dass die Unternehmen nochmals an der Kostenschraube drehen können, um den Preisdruck weiter abzufedern. Die Kombination dieser drei Hauptfelder sorgt für eine schleichende Deindustrialisierung. Diese findet mehrheitlich im Verborgenen und fernab der Schlagzeilen betreffend Abbau oder Verlagerungen bei grossen Konzernen statt. Für Oliver Müller, Direktor von «Swissmechanic», sind die Auswirkungen vor allem bei KMU bedenklich. So höre man beispielsweise über einen 30-Mann-Betrieb im Hinterland, der zwei Mitarbeitende entlassen muss, im Allgemeinen nichts. Für das betroffene Unternehmen seien solche Massnahmen aber enorm schmerzhaft.
Die rund 1400 Mitgliedsunternehmen von «Swissmechanic» beschäftigen hauptsächlich Fachkräfte, dank denen sie Qualität liefern und Innovation betreiben können. Geht dieses Know-how verloren, wird der gesamte Betrieb und am Ende auch die Branche geschwächt. Gemäss Oliver Müller gebe es zum Glück aber auch viele KMU, die dank Nischenprodukten oder potenten Kunden erfolgreich seien. Der Fokus richte sich derzeit jedoch auf die anderen. Franken und Konjunktur können die Unternehmen nicht beeinflussen. Deshalb werde sich der Verband weiterhin dort einsetzen, wo dringend Lösungen gefragt sind.
 
 
 
Aldo Tormen
Chefredaktor