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20 april 2020 | La Revue POLYTECHNIQUE

Die Teilereinigung methodisch und terminsicher projektieren

Walter Mück und Steffen Achatz

In allen Fertigungsbranchen definieren Folgeprozesse die Anforderungen an die technische Sauberkeit von Werkstücken und Bauteilen. Filmische und partikuläre Verunreinigungen gefährden die Produktqualität, was mitunter optische Relevanz haben kann. Im schlimmsten Fall sind funktionale Störungen und hoher Ausschuss die Folge. Die Teilereinigung erfüllt also an verschiedenen Stellen des Fertigungsprozesses spezielle Aufgaben.
Der Leiter eines Projektes zur Teilereinigung braucht einen ganzheitlichen Blick auf die Fertigungskette, auf aktuelle Reinigungsverfahren, verfügbare Anlagentypen, einsetzbare Reinigungsmedien und wirtschaftlich erzielbare Ergebnisse. Damit kommt der Methodik der Projektierung eine hohe Bedeutung zu. Es braucht Zeit, sich die umfassenden Kenntnisse anzueignen und diese an die relevanten Mitentscheider im Projektteam zu vermitteln. Zumal geballtes reinigungstechnisches Wissen in Ausbildung und Lehre kaum vermittelt wird.
 
 
Das tatsächliche Reinigen von Werkstücken im Laufe der Projektierung weist nach, dass vorliegende Verunreinigungen prozesssicher entfernt werden. (Bilder Pero AG)
 
 

Gesamtzusammenhang bewusst machen
Fertigungs- und Bauteile werden mit definierten Fertigungsverfahren und unter Einsatz spezieller Hilfs- und Betriebsstoffe hergestellt. Sie werden in der Regel aus einem bestimmten Material individuell gefertigt. In Folge der spezifischen Bearbeitung ergibt sich eine individuelle Verschmutzung. Häufig wirken sich jegliche Änderungen am Fertigungsprozess, zum Beispiel veränderte Kühlschmierstoffe, auch auf den folgenden Reinigungsprozess und das Reinigungsergebnis aus. Um eine geforderte technische Sauberkeit prozesssicher und wirtschaftlich sicherzustellen, ist der Fertigungsprozess zu analysieren (Requirements Engineering) und das Reinigungsverfahren an die Gegebenheiten anzupassen. Am besten wird der Gesamtzusammenhang «Fertigen-Reinigen» möglichst transparent dokumentiert.
Manchmal hat ein Projektleiter gar die Aufgabe, die Notwendigkeit des Teilereinigens im Betrieb zu argumentieren. Weil es natürlich «die beste und günstigste Lösung» wäre, Teile nicht reinigen zu müssen. Allerdings sichern nur gereinigte Bauteile in immer mehr Industriebereichen die Produktqualität und -leistung. Kennt der Projektleiter die Managementziele, wie etwa künftige Produkte oder Abnehmergruppen, so kann er die Reinigungsaufgabe richtig einschätzen. Die passend konfigurierte Reinigungsanlage lässt sich rechtzeitig budgetieren und eine Reinigungslösung für die Zukunft in der Fertigung sicherstellen.

Das Team mitnehmen
Das Projektieren von Reinigungslösungen ist ein komplexer Vorgang. Er fordert die Zusammenarbeit von Wissensträgern mehrerer Abteilungen. Nicht unterschätzen sollte man dabei den menschlichen Faktor. Wird die Teilereinigung nur aus kaufmännischer Sicht projektiert, können die technisch Verantwortlichen der Produktion schnell «einen Strich durch die Rechnung» machen. Genauso kann es umgekehrt passieren. Das frühzeitige Einbeziehen aller Beteiligten unterstützt den termingerechten Projektabschluss.
Erfahrungsgemäss nimmt der Zeitbedarf für die Genehmigung von Investitionsprojekten mit der Unternehmens- beziehungsweise Konzerngrösse zu. Wird das Reinigungsprojekt transparent vorgestellt und gut visualisiert, kann der Genehmigungsprozess für die Anschaffung unterstützt werden. Rechtzeitig ins Projekt eingebunden, gibt gegebenenfalls der Sicherheitsbeauftragte im entscheidenden Moment sein grünes Licht, weil die Einhaltung von Vorschriften für Reinigungschemie und -medien, Gesetze und lokale, regionale, nationale und internationale Vorschriften geklärt sind.
 
Eine gute dokumentierte Projektierung sichert die Arbeit des Projektleiters im eigenen Betrieb ab.

 

Wird die Reinigungsanlage in die Linie eingebunden, werden meistens zusätzlich Automatisierungsspezialisten benötigt. Für die Abstimmung mit Lieferanten sollte der Projektleiter ausreichend Zeit einplanen. Denn es geht um das Verknüpfen von Reinigungs- und Produktionsanlagen mit betriebseigener IT. Datenformate und Zugangsrechte, auch für den künftigen Online-Support sind frühzeitig zu klären.
Es sind nicht nur Fertigungs- und Werksleiter, Arbeitsvorbereitung, Geschäftsführer und Einkaufsleiter auf den gleichen Informationsstand eines entscheidungsreifen Projektes zu bringen. Ist beispielsweise der Anlagenbediener in der Projektphase nicht involviert, kann es der installierten Reinigungslösung schon beim Produktionsanlauf an Akzeptanz fehlen.
 
Zielerreichung vorab nachweisen
So vielfältig und spezifisch Teilebearbeitung heute ist, so individuell sind die resultierenden Verschmutzungen. Wird ein individuelles Reinigungsverfahren systematisch ausgelegt und auch auf Reinigungsanlagen real ausgetestet, so lässt sich das prozesssichere Erreichen der geforderten technischen Sauberkeit bereits vor der Integration einer Reinigungsanlage in die Fertigung nachweisen. Dabei werden die erzielbaren Ergebnisse unterschiedlicher Reinigungsmedien klar, und das optimale Medium kann gewählt werden. Nicht nur der Projektleiter wird an der Verlässlichkeit der künftig genutzten Teilereinigung interessiert sein.
Bei einem methodisch geführten Reinigungsprojekt mit Reinigungstests an original verschmutzten Bauteilen können das gewählte Reinigungsmedium und die zielführenden Verfahrensschritte detailliert beschrieben sowie die erreichten Ergebnisse dokumentiert werden. Die perfekte Vorbereitung für die Projektbesprechung in der eigenen Unternehmung und die anstehende Kaufentscheidung.
Wirklich fundiert kann entschieden werden, wenn die Wirtschaftlichkeit der Reinigungslösung im Rahmen der Projektierung berechnet wurde. Bei der richtigen Methodik werden frühzeitig die relevanten Volumenfaktoren geklärt, um schon am Projektbeginn zu erkennen, ob sich eine externe oder interne Reinigungslösung rentiert.
 
Fazit
Reinigungsanlagen erfüllen meist eine Schlüsselfunktion in der Fertigungslandschaft von Produktionsbetrieben. Es gibt allen Beteiligten Sicherheit, wenn ein Reinigungsprojekt methodisch richtig geführt wird. Ein Projektleiter, der frühzeitig für Transparenz im Projekt sorgt, wird schnell und terminsicher zu einer passgenauen Reinigungslösung kommen.
 

Walter Mück
Diplom-Betriebswirt (FH)
Steffen Achatz
Dipl.-Ing. (FH), SFI (EWE)
Pero AG
D-86343 Königsbrunn bei Augsburg
www.pero.ag

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