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04 march 2015 | La Revue POLYTECHNIQUE

Edito (1/2015)

Quo vadis Switzerland?
Nach einem für die Oberflächenbranche insgesamt durchwachsenen Jahr 2014, hat das neue Jahr mit einem Paukenschlag begonnen. Am 15. Januar hob die Schweizerische Nationalbank die Untergrenze für den Eurowechselkurs auf und verzichtete damit per sofort auf die künstlich festgelegte Wechselkursstabilität. Entsprechend stürzte der Franken kurzzeitig extrem ab. Einige Banken setzten den Handel für den restlichen Tag aus. Welche Folgen dies volkswirtschaftlich und im Speziellen für die Unternehmen der Oberflächenbranche haben wird, ist im Moment noch nicht absehbar. Exportorientierte Unternehmen werden sehr kreativ sein müssen, um den zu erwartenden Margenverlust auszugleichen.
Dies kommt just in einem Moment, in dem sich die Oberflächenbranche der Schweiz in einem Konsolidierungs- und Schrumpfungsprozess befindet. Viele Betriebe haben Probleme mit der Nachfolgeregelung. Die bescheidene Auslastung in den letzten Jahren hat zu eher verhaltenen Investitionen geführt. Eine wettbewerbsfähige Produktion ist aber nur mit modernen, gut konzipierten Anlagen und Verfahren möglich. Meine Hoffnung liegt bei den soliden mittelständischen KMU, die in den vergangenen Jahren schwierige Situationen gemeistert haben. Weitere Rationalisierungen und Optimierungen werden notwendig sein. Wie diese unter den gegenwärtigen Voraussetzungen realisiert werden können, ist wohl eher ungewiss. Die Schweizer Oberflächenbetriebe konnten sich in den letzten Jahren im europäischen Raum durch hohe Qualität und Leistungsbereitschaft einen Platz sichern. Dies wird sicherlich auch in Zukunft so bleiben.
Gemäss den Statistiken des Verbandes Schweizer Galvanobetriebe werden die wirtschaftlichen Aussichten, vor allem von kleineren Betrieben, eher zurückhaltend beurteilt. Im Vergleich zu anderen Ländern pflegt die Oberflächenbranche in der Schweiz aber von jeher eine enge Zusammenarbeit zwischen Lieferbetrieben und Anwendern, um den spezifischen Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Dadurch konnten Nischen besetzt werden, die es in anderen Ländern schlichtweg nicht gibt. Dies zeigt sich aktuell an der Entschlossenheit der gesamten Branche, die Herausforderungen der neuen Chemikaliengesetzgebung anzunehmen. Die proaktive Vorgehensweise der Arbeitsgruppe REACH zum Thema Chrom-VI-Verbot ist beispielhaft. Selbstverständlich gilt es, den hohen Schutz für Mensch und Umwelt zu sichern und wo es nötig ist, auch zu verbessern.
Eine Übernahme der europäischen Überbürokratisierung gilt es aber unter allen Umständen zu verhindern. Exzesse, wie den derzeitigen Prozess vor dem europäischen Gerichtshof zum Thema Cr-VI sind dafür ein trauriges Beispiel. Die hierfür aufgewendeten finanziellen Mittel sind enorm und gehören an anderer Stelle eingesetzt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist dies eine absolut unnötige Vernichtung von Kapital. Die Gewinner dieser Aktionen sind Rechtsanwaltskanzleien und Beratungsfirmen. Vor diesem Hintergrund wird 2015 sicherlich ein ereignisreiches Jahr.
 
Manfred Beck
ERNE surface AG