04 november 2014 |
La Revue POLYTECHNIQUE
Edito (5/2014)
Die Uhr: Oberflächentechnik um zu gefallen und Bestand zu haben
Wenn man die wichtigsten äusseren Ausstattungselemente einer Uhr betrachtet, nämlich die Schale und das Armband, so weisen deren Oberflächen eine Vielzahl von Endbearbeitungen, Werkstoffen und Oberflächenüberzüge auf. Diese verbinden sich mit dem Zifferblatt und den Zeigern in vorzüglicher Weise, um die visuelle Ästhetik zu fördern und dem Käufer zu gefallen. Letzterer schätzt vielleicht die ausgeklügelte Verbindung von polierten und satinierten metallischen Oberflächen der Uhrschale und des Armbandes, oder aber die schwarze Farbe einer Anodisierung, was dem Ganzen einen sportlichen Charakter verleiht. Hier sind der Kreativität praktisch keine Grenzen gesetzt, und die Oberflächentechnologen müssen dauernd ihre letzten Neuheiten präsentieren.
Zuerst von der visuellen Ansicht beeindruckt wird der Kunde in der Folge das Berühren der Oberflächen des begehrten Stückes schätzen. Das Fühlen der Feinheit, geschaffen durch eine texturierte Endverarbeitung eines Elastomer-Armbandes zum Beispiel, wird bestimmt beim Kaufentscheid eine Rolle spielen.
Nach dem getätigten Kauf haben die Oberflächen ihre Rolle erfüllt. Wie aber werden diese sich im Laufe der Zeit verhalten? Werden sie die Erwartungen des glücklichen Besitzers befriedigen? Das Altern der äusserlichen Ausstattung einer Uhr wird von den Voraussetzungen beim Eigentümer abhängen. Aber es sind die Qualität und die Dauerhaftigkeit der Oberflächen, die zur Zufriedenheit beiträgt.
Um diese Fragen beantworten zu können, gibt es eine Reihe normalisierter Tests. Deren Ziel ist es, den Verantwortlichen in dieser Industriesparte zu helfen, die Risiken betreffend Veränderungen im Aussehen der Oberflächen beim Altern abzuschätzen. Sie gestatten auch, allfällige Schwachstellen in einem Überzug oder bei der Fertigung aufzudecken. Die Normen beschreiben Labortests und betreffen sowohl klimatische Einflüsse als auch Verschleiss- und Korrosionserscheinungen. Ohne zwingenden Charakter werden sie von einem grossen Teil der schweizerischen Uhrenindustrie eingesetzt.
Nach meiner Ansicht werden diese Normen jedoch von den Zulieferern von Oberflächenbehandlungen zu wenig in Betracht gezogen, obwohl sie ihnen bessere Kenntnisse über die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Oberflächenbehandlungen verleihen würden sowie eine bessere Glaubhaftigkeit betreffend Vorschläge von Neuheiten. Damit ist unser Kunde im Prinzip beruhigt.
In der Welt der Uhrmacher sind die Oberflächentechniken überall präsent. Sowohl ästhetisch wie funktionell beginnt die Wichtigkeit der Oberflächen beim ersten Augenblick des Käufers, und dieser wird nie davon unbeeindruckt bleiben.

Silvano Freti
Direktor
Laboratoire Dubois S.A.