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05 june 2018 | Oberflächen POLYSURFACES 01/2018 | Treatment of surfaces

Innovationen im Bereich der Metalloberflächenbehandlung

Im Folgenden kommentieren Dr. Sebastian Sinnwell und Dr. Peter Kuhm aus dem Unternehmensbereich «Adhesive Technologies» wichtige Entwicklungen und die Positionierung des Unternehmens im globalen Markt der Metalloberflächenbehandlung.
 
Passivierung von Aluminiumoberflächen in einer Karosserie-Vorbehandlungslinie bei Audi.
 

 
Welches sind für Henkel bei der Metalloberflächenbehandlung die wichtigsten Zielbranchen und Wachstumssegmente?
Dr. Sebastian Sinnwell: Unsere klare Nummer 1 bei den Zielmärkten ist die weltweite Transportbranche, genauer OEM-Hersteller sowie Tier-1- und Tier-2-Zulieferer in der Automobilindustrie. Wenn neue Lösungen in diesem eher konservativen Markt einmal etabliert sind, setzen sie sich auch schnell in anderen Branchen durch. Wichtige Wachstumssegmente in der Automobilindustrie sind Leichtbau und Stahlalternativen, wobei das Anwendungsspektrum von Karosseriebauteilen über Leichtbauräder bis hin zu Wärmetauschern, Kompressoren, Kondensatoren und Verdampfern für Klimaanlagen reicht.
Dr. Peter Kuhm: Ein weiteres sich schnell entwickelndes Segment sind leichte Wärmemanagementkomponenten und Batteriekästen, vor allem für Elektro- und Hybridfahrzeuge.

Dr. Peter Kuhm, Business Director Surface Treatment bei Henkel. Dr. Sebastian Sinnwell, Technical Manager Automotive Surface Solution bei Henkel
 
 

Welche globalen oder individuellen Trends und Herausforderungen haben Einfluss auf Ihre Kunden in diesen Bereichen?
Kuhm: Neben den Faktoren Leichtbau, Verkleinerung, Kostenkontrolle und bessere Nachhaltigkeit sorgt das Internet der Dinge für rasante Veränderungen bei der Art und Weise, wie Prozesskontrolle, Automatisierung und Datenaustausch in der metallbearbeitenden Industrie funktionieren. Die meisten Unternehmen sind mit einem schnell wachsenden Trend hin zu digitalisierten und vernetzten Prozessen konfrontiert. Dank unserer globalen Reichweite und Markterfahrung können wir unseren Kunden beispielsweise Big-Data-Analysen für die Prozessoptimierung bieten.
Sinnwell: Und natürlich sorgt der Marktanspruch, die Nachhaltigkeit stetig weiter zu verbessern, dafür, dass schädliche Substanzen wie Nickel oder Lösemittel zunehmend aus den Prozessen entfernt werden.
 
Auf diese Anforderungen und Veränderungen müssen Sie natürlich eingehen. Andererseits hat auch Ihr eigenes Geschäft einige Konsolidierungen am Markt erfahren. Wie positioniert sich Henkel in diesem sich wandelnden Umfeld weltweit und in den Regionen? Welche Alleinstellungsmerkmale und künftigen Ziele sehen Sie?
Sinnwell: Henkel ist überall dort vertreten, wo Automobile hergestellt werden, mit einem weltweiten Netzwerk und einer starken lokalen Verankerung sowie kompetenten Marktexperten und qualifizierten Prozesstechnikern, die weltweit für alle wichtigen Hersteller tätig sind. Wir verfügen über eine enorme Marktkenntnis, das erforderliche technische Know-how und eine breite Wissensbasis, um die Kunden bei der Gestaltung ihrer Vorbehandlungslinien für spezifische Anwendungen optimal zu unterstützen und ihnen eine umfassende Beratung bieten zu können – bevor wir auch nur den ersten Tropfen Produkt liefern.
 
Planen Sie einen Ausbau der Kapazitäten, und wenn ja, wo?
Kuhm: In China hat Henkel erst kürzlich die so genannte Dragon Plant in der Region Shanghai eingeweiht, die unsere Produktionskapazitäten für Prozessflüssigkeiten in Ost- und Südostasien deutlich erweitert. Im indischen Pune wurden ein brandneues Werk und F&E-Einrichtungen eröffnet. Und ein weiteres Produktionswerk ist in der Türkei nahe Istanbul in Betrieb gegangen. Diese Investitionen widerspiegeln unseren verstärkten Fokus auf den Nahen Osten und Asien als wichtige Regionen mit einem kontinuierlichen Wachstum.
 
In Sachen Werkstofftechnik gewinnen Leichtbau und Multimetallanwendungen immer mehr an Bedeutung. Können Sie einige Ihrer wichtigsten Lösungen und ihre speziellen Vorteile gegenüber herkömmlichen Oberflächenbehandlungen nennen?
Kuhm: Bei der Vorbehandlung von Fahrzeugkarosserien ist Henkel beispielsweise der Vorreiter beim Übergang der Technologie von der herkömmlichen Zinkphosphatierung zu Dünnschichtprozessen der nächsten Generation, mit Brückenlösungen für Karosserien mit hohem Aluminiumanteil sowie nickelfreier Phosphatierung und Eisendeposition. Hier möchte ich aber betonen, dass es in diesem stark diversifizierten Markt keine «Universallösung» gibt, die für jeden Anwendungsfall passt. So bestehen von Region zu Region und Kunde zu Kunde häufig grosse Unterschiede hinsichtlich Risikominimierung, Umweltschutz- und Unternehmensstandards, Energieeffizienz, Zielwerten für den Wasser-Fussabdruck und Gefahrstoffkontrolle. Unsere Stärke liegt darin, dass wir unseren Kunden zuhören, ihre Erwartungen und Anforderungen verstehen und diese in massgeschneiderte Lösungen auf der Basis eines breiten Portfolios umsetzen.
 
Könnten Sie einige aktuelle Beispiele nennen?
Sinnwell: Mit Fiat Chrysler Automobiles haben wir fast drei Jahre lang gemeinsam an der Entwicklung massgeschneiderter Materialien und Systeme für das neuste Modell des Alfa Romeo Giulia gearbeitet. Dabei kam auch unser bahnbrechender zweistufiger «Bonderite»-Prozess für Kombinationen aus Stahl und Aluminium zum Einsatz. SAIC-GM in China hat seine Fahrzeugbeschichtungslinie für Premium-Modelle wie den Buick Regal, Buick LaCrosse und Cadillac ATS-L umgerüstet und setzt dort jetzt einen kundenspezifischen Zirkonium-Behandlungsprozess ein, der schon eine Woche nach der Inbetriebnahme in die Grossserienfertigung ging. Und in einer Partnerschaft mit der Benseler-Firmengruppe haben wir die Vorbehandlung mehrerer unterschiedlicher Karosseriebauteile und Strukturteile in ihrer neuen KTL-Anlage nahe Regensburg optimiert.
 
Wie sind Ihre Produkte zur Metalloberflächenbehandlung in Bezug auf den Nachhaltigkeitsanspruch von Henkel einzuordnen?
Kuhm: Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Werte und unserer Unternehmenskultur. Wir haben eine konzernweite Nachhaltigkeitsstrategie implementiert, der jedes einzelne neue Produkt entsprechen muss. Alle Neuentwicklungen müssen gegenüber bestehenden Technologien nachweisbare Umweltschutzvorteile bieten, bevor sie auf den Markt gebracht werden. Bei der Metalloberflächenbehandlung bedeutet dies beispielsweise die Vermeidung beziehungsweise den Ersatz von Schwermetallen, die Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauchs und die Minimierung von Prozessabfällen.
 
Wie sieht für Sie die Zukunft der Metalloberflächenbehandlung aus? Können Sie einige Beispiele für neuste Entwicklungen nennen, an denen Sie gerade arbeiten?
Kuhm: Die Zulassung neuer Technologien in dieser Branche ist ein zeitaufwändiger Prozess. Die Kunden reagieren hochsensibel auf Veränderungen, die sich auf die Qualität auswirken könnten, zum Beispiel hinsichtlich eines wirksamen Korrosionsschutzes oder der Langzeitoptik von Lacken. So bietet unser nickelfreier Vorbehandlungsprozess beispielsweise ein Zweistufenverfahren für Linien mit hohem Aluminiumgehalt und ein Standardverfahren für Linien ohne Aluminium. Teilstrukturen etlicher Stahlbauteile werden zum Teil schon durch einzelne Aluminiumgussteile ersetzt, die eine deutliche Gewichtsreduzierung und effizientere Prozesse ermöglichen. Unser nickelfreier Zinkphosphatierungsprozess passt perfekt zu diesem Markttrend.
Sinnwell: Gleichzeitig erwarten wir aber auch eine weitere Diversifizierung bei Materialien, Design und Produktion. Die Materialien folgen den Anforderungen eines stärker differenzierten Automobildesigns mit komplexeren Bauteilen, und die Behandlungstechnik muss sich dem anpassen. Hier verschafft Henkel mit seinem Know-how und seiner Erfahrung mit massgeschneiderten Lösungen seinen Kunden den entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
 
Die Prozesslösungen von Henkel decken die gesamte Wertschöpfungskette vor, während und nach der Vorbehandlung von Einzel- und Multimetallsubstraten ab.
 
 

In Kürze
Henkel verfügt weltweit über ein ausgewogenes und diversifiziertes Portfolio. Mit starken Marken, Innovationen und Technologien hält das Unternehmen mit seinen drei Bereichen führende Marktpositionen sowohl im Industrie- als auch im Konsumentengeschäft: So ist Henkel Adhesive Technologies globaler Marktführer im Klebstoffbereich. Auch mit den Unternehmensbereichen Laundry & Home Care und Beauty Care ist das Unternehmen in vielen Märkten und Kategorien führend.
Das Unternehmen wurde 1876 gegründet und blickt auf eine über 140-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Im Geschäftsjahr 2016 wurde ein Umsatz von 18,7 Mrd. Euro und ein bereinigtes betriebliches Ergebnis von 3,2 Mrd. Euro erzielt. Allein die drei Top-Marken Persil, Schwarzkopf und Loctite erzielten dabei einen Umsatz von mehr als 6 Mrd. Euro. Henkel beschäftigt weltweit mehr als 50‘000 Mitarbeiter, die ein vielfältiges Team bilden – verbunden durch eine starke Unternehmenskultur, einen gemeinsamen Unternehmenszweck und gemeinsame Werte. Die führende Rolle im Bereich Nachhaltigkeit wird durch viele internationale Indizes und Rankings bestätigt.
 
 
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